„Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause, als wohnen in den Zelten der Frevler.“ (Psalm 84,11b)

 

Schon im Alten Testament verrichten Türhüter ihren Dienst im Tempel Israels – und das mit Freude und Hingabe. Hier liegt der Ursprung für das Küsteramt. Dass Sie diesen altehrwürdigen Dienst in Haupt- und Ehrenamt tun, liebe Schwestern und Brüder, macht mein Herz froh und ich danke Ihnen sehr dafür.

Die Tür zu hüten in Gottes Haus, welch eine Aufgabe. Vor allem in einer so gottvergessenen Zeit. Gerade dann üben die heiligen Räume, so scheint mir, auf viele Menschen eine besondere Faszination aus: geradezu ehrfürchtig betreten sie sie, Gespräche verstummen, staunend bleiben sie stehen. Viele trauen sich aber auch gar nicht über die Schwelle, auch wenn die Tür, wie bei uns im Magdeburger Dom, oft weit offensteht. Ob sie wirklich nur kein Interesse haben? Oder vielleicht doch zu viel Ehrfurcht vor dem heiligen Raum?

Sie hüten die Türen zu unseren Tempeln. Sie arbeiten im Haus Gottes und erhalten und pflegen die vielen kirchlichen Gebäude unserer „steinreichen“ Landeskirche. Sie machen die kirchlichen Räume als Orte des Heiligen erlebbar. Wenn die Menschen in unseren Kirchen Gott begegnen wollen, haben Sie die Schlüssel! Der Küsterdienst ist eines der ältesten und vielfältigsten kirchlichen Berufsbilder und geht über das bloße Wachen eines custos (lateinisch für Türhüter) weit hinaus. Gottesdienstliches Leben – zumal in einer großen Gemeinde – ist ohne den Küsterdienst schlicht nicht vorstellbar.

Aber Sie machen viel mehr: Sie lassen sich ansprechen. Sie geben Auskunft. Sie versorgen die Fragenden mit Informationen. Sie haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen, die Ihre Kirche aufsuchen. Sie entschuldigen sich auch einmal für Ihre Pfarrerin/Ihren Pfarrer, wenn es denn sein muss, und organisieren noch ein paar Gesangbücher, wenn sich eine größere Gemeinde eingefunden hat als erwartet. Das und noch viel mehr tun Sie. Und im besten Fall – wenn nämlich alles gut läuft – wird Ihr Dienst gar nicht bemerkt.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien - die dieses Amt mit Ihnen tragen, auch wenn es zu Sonntagen und hohen Festtagen immer zu tun gibt - Freude an Ihrem Tun, Besonnenheit bei allem, was an Sie herangetragen wird, und dass Ihr Dienst gesehen und gewürdigt wird, vor allem aber Gottes Segen, der Sie begleiten möge auf Ihren Wegen. Gott segne Sie!

 

In herzlicher Verbundenheit grüßt Sie Ihr Landesbischof Friedrich Kramer